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Eine Bike Reise nach Georgien

Biken in Georgien? Cool! Gibt es dort gute Trails?

Für die Locals muss das klingen wie wenn uns einer fragt ob man in den Alpen gut Mountainbiken kann. Mir war es selber nicht ganz so bewusst, aber Georgien ist groß, und an der Grenze zu Russland stehen auch richtig(!) hohe Berge. Also natürlich kann man dort gut Biken! Die Frage ist eher wo anfangen und wo aufhören.

In den letzte Jahren hat Georgien vor allem durch den Wintersport auch bei uns im westlicheren Europa an Bekanntheitsgrad zugelegt. Bei Skifahrern klingelt es im Kopf wenn wir Namen wie Gudauri, Mestia, Goderdzi Pass oder Catsskiing in Bakhmaro hören. Dass diese Gebiete in komplett unterschiedlichen Regionen des Landes liegen, wissen schon wieder weniger Leute.

Tusheti National Park

Im Sommer hat sich Georgien vor allem mit Trekking Tourismus einen Namen gemacht. Unser lokaler Veranstalter meinte, dass seine häufigsten Kunden Frauen aus Amerika sind, die allein nach Georgien zum Wandern kommen. Die bekannteste Region dafür ist sicher Swanetien. Die Landschaft, mit Blick auf die 5000er, muss gewaltig sein und anscheinend ist touristisch dort auch wirklich einiges los. Wir waren mit den Bikes aber deutlich weiter im Osten, und zwar in dem ebenfalls an der russischen Grenze liegenden Tuscheti Nationalpark.

Den ersten Tag des Trips verbrachten wir noch auf den Trails oberhalb von Tiflis. Dies kam sehr gelegen, denn nach dem vorhergehenden Anreisetag waren alle schon heiß auf Biken. Die Trails mit Blick auf das Häusermeer der Großstadt haben definitiv etwas für sich und waren der perfekte Einstieg in unseren Trip. Am Abend des selben Tages ging es noch los in Richtung Tuscheti. Shuttleziel des nächsten Tages war der 2800m hohe Abanopass. Die Auffahrt ist für all jene die mehr die westeuropäische Straßen gewohnt sind, naja sagen wir mal: durchaus abenteuerlich. Nicht zu glauben das dieser Pass die Hauptverkehrsverbinung nach Tuschetien ist.

Mittelalterliche Dörfer in Georgien

Es ist also kein Wunder, dass die Hauptverkehrsmittel hier Jeeps und Pferde sind, denn mit dem klassischen deutschen SUV kommt man sicher nicht sehr weit, und wenn es regnet wahrscheinlich nirgends mehr hin. Befestigte Straßen sucht man vergeblich, Bodenfreiheit ist obglitaroisch und bei Nassen (schlammigen) Verhältnissen kann es schonmal sein, dass man eine Nacht länger bleiben muss. Klingt ja alles nach super Mountainbike Terrain.

Wir haben im Nationalpark in zwei verschiedenen Ortschaften übernachtet. Omalo und Dartlo. Beide erinnern irgendwie an Mittelalterliche Dörfer wie man sie aus Filmen kennt. Das einzige was nicht ins Bild passt, sind die Jeeps und die modernen Klamotten der Leute die hier leben. Ausgerüstet mit Adidias Pulli, Jean und Sonnenbrille reitet man hier ins nächste Dorf um Freunde zu besuchen. Ein Bus fährt natürlich nicht. Unser Shuttlefahrer kommt aus der Gegend und kennt quasi jeden, was aber auch nicht so schwierig ist bei einer handvoll Familien pro Dorf. Georgische Guides und Fahrer sind übrigens sehr zu empfehlen, denn Englisch bringt hier im Hinterland absolut garnichts. Cola, Bier und was zu Essen lässt sich aber auch ganz gut mit Zeichensprache bestellen. Ein bisschen touristisch ist es also doch. Der Andrang hält sich aber stark in Grenzen und das größte Guesthouse im Ort hat nur ca. 15 Betten, es wird aber aktuell gerade fleißig ausgebaut.

Bike and Hike and Jeep Shuttle

Ich gehe davon aus, dass die Region in den nächsten Jahren deutlich mehr Zulauf bekommt, denn die Landschaft ist beeindruckend. Vor allem beeindruckend unverbaut, soweit das Auge reicht sieht man nur Berge ohne Infrastruktur. Dazu kommt noch das das Essen lecker ist, die Preise günstig sind und sich die Bewohner immer mehr auf Gäste einstellen. Das Gebiet hat also viel Potential.

Und wie sieht es mit dem Bike Potential aus?  Eine typische Tuscheti Enduro Tour sieht ca. so aus: Shuttle, Schieben, Tragen, Coole Abfahrt, Tragen, nächste coole Abfahrt. Ich würde also sagen es gibt hervorragendes Bike and Hike Potential. Natürlich könnte man die zahlreichen Dirtroads auch bergauf treten, aber man nimmt hierfür auch gerne das Jeepshuttle in Anspruch um für die darauffolgenden Anstiege (und Abfahrten) noch Kraft zu haben. Außerdem sind die ‚Straßen‘ oft verdammt steil.

Holy Trail

Ein absolutes Bike Highlight ist aber definitiv der Holy Trail, wie ihn unsere Guides nannten. Nach einem sehr steilen Jeep Shuttle folgt ein 12km langer Anstieg immer am Grat entlang. Mehrere Stunden Schieben, Tragen und Treten führen panoramareich zum Einstieg des Holy Trails, welcher dann wie mit dem Pinsel in den steilen Berghang gezeichnet in das schmale Tal hinunter führt. Die Länge der Tour ist vor allem auch durch die absolute Höhe von 3000m auf der man sich lange Zeit bewegt, nicht zu unterschätzen. Ganz am Ende wartet dann noch eine richtig spannende Brücke, welche sich fast nur mit Teamwork meistern lässt.

Sollte man nun allein wegen diesem Trail einmal nach Georgien? Nein, nur wegen dem Trail definitiv nicht, denn nur um zum Einstieg dieses Trails zu kommen benötigt man von Innsbruck 5 Stunden Zugfahrt, 3 Stunden Flugzeug, 8 Stunden Autofahrt (davon ein Großteil auf holprigen Dirtroads) und dann muss man nochmal gute 2 Stunden das Bike schieben. Ziemlich viel Aufwand für einen Trail. Also deswegen kommt hier niemand her. Aber, dieser Trail ist ja eigentlich nur das Sahnehäubchen. Für die lange Anreise in den Tuscheti Nationalpark bekommt man nämlich noch viel mehr: Einzigartige Landschaft, fremde Kultur eines geschichtsträchtigen Landes, kulinarische Highlights und extrem freundliche Menschen. Diese Reise ist nicht einfach nur ein Biketrip, sondern ein Erlebnis, man könnte auch Bike Abenteuer sagen.